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9. September 2020

Wie weiblich ist die Wirtschaft?

Female Suxxess – mit Frauenpower durch die Krise. Ein Interview mit Daniela Stein.
Daniela Stein
Daniela Stein

Ist der Erfolgsfaktor Frauen im Top-Management oder in Führungspositionen bereits vorgelebte Wirtschaftskultur? Sind rückständige Rollen-Muster längst ein Teil der Vergangenheit und das Potential von Frauen gehoben und (an)erkannt worden? Unzählige aktuelle Studien zeichnen ein anderes Bild und es fällt nicht allzu freundlich aus: Wir fragen nach bei einer Fachexpertin für Frauen-Empowerment, Daniela Stein, Gründerin des Business Frauen Centers, zur aktuellen Lage und Positionierung der Welt der >>Sheconomy!

  1. Sie arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich im Frauen-Empowerment, worin gibt es immer noch den größten Bedarf?
    Es geht um Parität – um Gleichverteilung von Macht. Solange wir dies nicht haben, müssen wir daran arbeiten. Dafür ist es wichtig Frauen zu fördern, aber auch von ihnen eine aktive Mitgestaltung einzufordern. Wir brauchen mehr Frauen, die sich für die großen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft engagieren und sich mutiger positionieren. Es freut mich sehr, dass es auch immer mehr Gründerinnen gibt, die Nachhaltigkeit mit UnternehmerInnentum verbinden. Die SFG bietet mit dem Programm WE! Women’s Entrepreneurship hier eine gute Möglichkeit Gründerinnen zu unterstützen ihre Geschäftsmodelle zu schärfen und sie gegenseitig zu vernetzen.
  2. Unternehmen die Frauen in Führungspositionen vorweisen können sind nachweislich wirtschaftlich erfolgreicher, warum ist das so?
    Männer haben eher einen Tunnelblick, der sehr eindimensional sein kann -zwar schnell am Ziel, aber vieles ausgeblendet. Das kann ein Risiko sein, wie man in vielen Unternehmen und in der Weltpolitik sieht. Ich bin davon überzeugt, dass erfolgreiche Frauen eher einen Panoramablick auf Dinge haben. Das bedeutet, sie sehen Dinge eher ganzheitlicher und spielen mehrere Szenarien durch. Wenige Frauen sind Gamer-Persönlichkeiten und sie gehen achtsamer mit Verantwortung um – sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene. Deshalb finde auch die SFG-Programme, wie female suxxess sehr wichtig, um das Potential von zukünftigen weiblichen Führungskräften zu erschließen und Mitarbeiterinnen die Chance einer zukunftsweisenden Weiterbildung zu ermöglichen.
  3. Was sind die größten Stärken von Frauen in der Berufswelt, wo liegen die größten Herausforderungen/Schwächen?
    Frauen haben ein gutes Sensorium für zwischenmenschliche Beziehungen, sind empathisch und integrierend. Eine besondere Stärke ist auch ihre hohe Reflexionsfähigkeit, die ich oft bei Männern vermisse. Aufgrund der gegebenen Machtverhältnisse und patriarchalischen Systeme ist ihre Anpassungsfähigkeit und Situationselastizität sehr ausgeprägt. Genau diese Punkte sind aber oft für eine berufliche Karriere hinderlich. Hier wird Machtanspruch und Dominanz gefordert. Hier sehe ich Lernfelder in der Gesellschaft und Wirtschaft, die die Stärken der Frauen wertschätzen. Die größte Herausforderung für erfolgsorientierte Frauen sehe ich darin, ihren Werten treu zu bleiben, ihre Weiblichkeit bewusst einzubringen und nicht Männer zu kopieren.
  4. Der Weg in die Arbeitswelt 4.0, Stichwort New Work, bringt das Vorteile für die weibliche Seite?
    So wie es derzeit aussieht ist das ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite schätzen gerade Frauen das mobile Arbeiten, doch verwischen hier die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Gerade in der Corona Krise war ersichtlich, dass Mütter mehr gefordert waren und in beiden Bereichen mehr als 100 % leisteten. Wir müssen aufpassen, dass wir keinen Gendergap in der Digitalisierung bekommen. Wir haben hauptsächlich männliche Startups mit digitalen Geschäftsideen und zu wenig Absolventinnen aus den technischen Ausbildungen. Wir können nicht zulassen, dass sich die männliche Dominanz im Digitalbereich zementiert. Hier gibt es für Männer und Frauen die gleichen beruflichen Chancen.
  5. Was würden Sie jungen Job-Starterinnen unbedingt empfehlen, raten?
    Hier sind mir zwei Botschaften besonders wichtig:
    „Wer keine eigenen Ziele hat, verfolgt die Ziele anderer.“ 
    Ich empfehle ihnen konsequent an ihren positiven Zukunftsbildern und Zielen zu arbeiten, sowohl beruflich als auch privat. Damit kommt man nicht so leicht vom Weg ab und mehr wird möglich!
    „Baue Dir Deine Kontakte auf, bevor Du sie brauchst.“
    Die goldene BFC Netzwerkregel ist ein wichtiger Ansatz, um seine Ziele zu erreichen. Denn ohne ein qualitatives Netzwerk mit tragfähigen Kontakten ist vieles nicht machbar. Investieren Sie hier Zeit, denn es lohnt sich.