Sampl Federnerzeugung: „Wir steuern praktisch den ganzen Betrieb mit Apps“

Sampl Federnerzeugung in Gußwerk in der Nähe von Mariazell produziert seit 1945 Federn und Biegeteile. Die MitarbeiterInnen sind spezialisiert auf Bearbeitung und Umformung von Draht und Band. Der Familienbetrieb positioniert sich heute als High-Tech-Lieferant in verschiedenen Industriesparten.
F&E Industrie
Hugo Sampl und Roland Harrer
Gründung: 1945
Firmensitz: Gußwerk
Website: www.sampl.com
Förderungsaktion: Ideen!Reich

Bereits in dritter Generation führt Hugo Sampl jun. den Betrieb, den sein Großvater Johann Sampl als Uhrmacher begründete. Nach dem 2. Weltkrieg erkannte dieser den Mangel an Uhrfedern und stellte auf Federnerzeugung um. Während der Wiederaufbauphase bei Kriegsende produzierte er Spiralfedern für Kraftwerkssteuerungen oder für Wählscheibentelefone. Im Winter ernährte sich die Familie von der Federnproduktion, im Sommer betrieben sie ein Gasthaus und kamen so nach dem Krieg gut über die Runden. Hugo Sampl sen. übernahm die Ein-Mann-Firma seines Vaters und war in der Lage, Industrieaufträge zu lukrieren. Erstmals konnte Sampl in größeren Serien liefern – etwa Federn für Türschlösser oder für die Automobilindustrie.

"Wir sind ein typischer Industrie 4.0-Betrieb"
Hugo Sampl jun.

Nach der Übernahme von Hugo Sampl jun. stand dieser vor der Entscheidung, wie er den Betrieb weiterführen sollte. „Es zeichnete sich schon ab, dass die Herstellung in Europa hochpreisig wird, vor allem da die Löhne so hoch sind. Wir entschieden, uns auf Nischenkunden zu spezialisieren und konnten erste Aufträge für die Flugzeugindustrie gewinnen“, sagt Hugo Sampl jun. Zusammen mit seinem Partner Roland Harrer und dem ganzen Team liefern sie Federn an viele unterschiedliche Industriezweige, wie Luft- und Raumfahrt, Fahrzeugbau oder die Türschlossindustrie.

„Liefix“ und Industrie 4.0

Um neben der Spezialisierung auch mit Schnelligkeit punkten zu können, implementierte Sampl Federnerzeugung ein spezielles Managementsystem zur Auftragsabwicklung – „Liefix“ oder auch fraktale Fabrik genannt. Das Besondere an Liefix („Lieferzeit fix“) ist, dass alle Aufträge die Kunden erteilen, an eine Lieferzeit von fünf Tagen gekoppelt sind, sofern es sich um Federn handelt, die in das Standard-Programm passen. Die Firma ist in Teams aufgeteilt, um dieses System möglich zu machen. Die Kalkulation rechnet genau, wie viel Zeit ein Auftrag benötigt und so kann Sampl auch auf ein Lager verzichten und weitere Kosten einsparen.

„Wir sind ein typischer Industrie 4.0-Betrieb“, sagt Hugo Sampl jun. Alle Unternehmensabläufe, von Arbeitseinteilung und Auftragsbearbeitung bis hin zu Technik, Produktion und Qualitätssicherung seien digitalisiert. Der Unternehmer sagt: „Qualitätssicherung, Versand, Ein- und Auslagerung – wir steuern praktisch den ganzen Betrieb mit Apps und sind auch digital bestens mit unseren Kunden vernetzt.“

Investitionen in die Zukunft

Um auch in Zukunft mitmischen zu können implementierte die Firma Sampl ihre Vision 2025. Nach zwei Jahren sei man bereits auf einem sehr guten Weg. „Bei Digitalisierung, Investitionen und Vergrößerungen sind wir schon sehr weit. Das System ist sehr transparent, ich würde sagen, wir werden bereits 2023 fertig sein“, sagt Sampl jun.

Ein Punkt auf der Liste ist die emissionsfreie Produktion. Diese setzt das Unternehmen bereits um: Da sie als Kaltumformer tätig sind, dass heißt großteils ohne Erwärmung der Werkstücke arbeiten, gebe es hier keine Emissionen. Beim Erwärmen der Federn bei Wärmebehandlungen setzt Sampl auf Strom aus erneuerbarer Energie, Schrott und Papier werden recycelt.

Um die Digitalisierung weiter voranzutreiben gibt es bei Sampl derzeit auch ein Förderprojekt von der SFG, die hier eine Beraterfunktion einnimmt. Da auch Vergrößerungen anstehen, fördern SFG und AWS gemeinsam diese Investitionen, bei der das Unternehmen ca. 500.000 Euro in die Hand nimmt.

Innovationsförderung: für intelligente, sinnvolle & spritzige Ideen