ADP Rinner: Technologie der Vogelperspektive
In den 90er-Jahren waren sie die Ersten mit farbigen Luftaufnahmen, die Ersten mit einem digitalen Flächenwidmungsplan von Graz und die Ersten mit einer GIS-Steuerung für den Grazer Verkehrsverbund. Heute, 25 Jahre später, hat die ADP ZT Rinner GmbH nichts von ihrem Innovationsgeist eingebüßt – im Gegenteil. Aktuell entwickelte das Kleinunternehmen etwa eine Drohne, die Straßen- und Eisenbahnbrücken, aber auch andere Bauwerke wie Staumauern auf Schäden und Verfall inspiziert. „Bis dato erfolgten diese Inspektionen händisch mit Kameras und Skizzen. Man hat Kransysteme und Industriekletterer benötigt. Der Verkehr musste gesperrt werden, die Inspektion dauerte lang und war teuer“, erklärt Geschäftsführer Gerald Fuxjäger.
Fliegen statt klettern
Die neue Lösung des Ziviltechnikerbüros: „Wir umfliegen die Brücken mit Drohnen, die über eine spezielle Kamera bzw. Software verfügen“, so Fuxjäger, der auch als gerichtlich beeideter Sachverständiger tätig ist. Die Herausforderung: Weil gerade die Unterseite des Tragwerks – im wahrsten Sinne des Wortes – haargenau untersucht wird, richtet sich die Kamera nicht nach unten, sondern vorwärts und nach oben. Sie braucht einen Blitz und die Drohne muss ohne GPS fliegen können. „Das System ortet selbst feine Haarrisse auf einen halben Millimeter genau. Zwei Prototypen sind bereits im Einsatz, erste Projekte in Österreich und Deutschland laufen.“
Tiere nachbauen
Technologisches Know-how anderer Art hingegen lieferte ADP Rinner kürzlich an den steirischen Holzbetrieb Almholz, der unter anderem bis zu drei Meter hohe Holzspielzeugfiguren für Kinderspielplätze herstellt. „Die riesigen Tiere sind handgeschnitzt. Wir vermessen das Unikat digital und erstellen ein 3-D-Modell, also eine virtuelle Bauanleitung.“ Die Holzkunstwerke können dann von der CNC-Fräse nachgeschnitzt und vervielfältigt werden. Im Fachjargon nennt sich das „Reverse Engineering für Rapid Prototyping“, also die Nachkonstruktion eines Prototyps für den schnellen Modellbau.
ÖBB & Asfinag
Die Basiskompetenz des Unternehmens ist nach wie vor die Vermessung von Gelände, Bauwerken, Straßen und Gebäuden im Zuge großer Bauprojekte. Fuxjäger: „Wir bilden die Umgebung für die Planung ab, monitoren die Umsetzung während der Errichtung zur Qualitätskontrolle und dokumentieren den gesamten Vorgang nach Projektende.“ Kunden sind Infrastrukturbetreiber wie die ÖBB, die Asfinag oder – im Fall von Kanalsystemen und Wasserleitungen etwa – die Holding Graz, aber auch Baufirmen. Zu den prominenten Projekten zählen die Baustelle am Flughafen Thalerhof im Zuge der Koralmbahn oder die Sanierung zahlreicher Abschnitte der Süd- und Pyhrnautobahn.
Neues in der Pipeline
In einer weiteren Geschäftssparte ist das Vermessungsbüro auf die Kataster- und Grenzvermessung spezialisiert, die im Zuge von Teilung, Kauf- oder Verkauf von Grundstücken notwendig wird. Aktuell in der Innovations-Pipeline: eine neue Methode der Bodendichtemessung vor der Asphaltierung von Straßen, die schnellere, exaktere und preisgünstigere Ergebnisse liefert. Geplante Markteinführung ist im kommenden Herbst.
Sigrid Gaisch-Faustmann