Bisy: die molekularen Werkzeugmacher
Mit ihren maßgeschneiderten Technologien zur Proteinerzeugung liegt die Bisy GmbH heute im weltweiten Spitzfeld ihrer Branche – dabei war sie vor wenigen Jahren noch ein Ein-Mann-Betrieb: 2014 hatte sich der Biochemiker Anton Glieder als Spin-off von TU Graz und der ACIB GmbH selbstständig gemacht. „Ziel war, interessante Technologien aus universitären Forschungsprojekten marktreif, also der Industrie zugänglich zu machen.“ Die Unternehmensgründung sollte sicherstellen, dass patentierte Forschungserkenntnisse auch Jahre später Anwendung finden und die Verfahren skalierbar sind, d. h. große industrielle Mengen kostengünstig produzieren können.
"Eiweissstoffe sind die Bausteine der Natur und der Hauptbestandteil aller Lebewesen."Anton Glieder, Bisy
Die Rechnung ging auf, denn das Angebot stieß auf hohe industrielle Nachfrage. Heute erzeugt Bisy Biomaterialien für Gewebsbausteine für medizinische Implantate genauso wie Nahrungsmittelzusätze oder Eiweiß für Impfstoffforschung und biologische Werkzeuge zur Insulinproduktion.
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„Wir sind viel schneller gewachsen als erwartet“, berichtet Hobby-Landwirt Glieder. Was in einem kleinen gemieteten Labor an der Uni Graz mit einigen Diplomanden und Dissertanten begann, entwickelte sich in wenigen Jahren zum Bio-Hightech-Unternehmen mit 26 Beschäftigten und Firmenstandort in Hofstätten an der Raab – aufgebaut mit privatem Kapital. „Ich habe immer an die Sache geglaubt und bis heute keinen Inverstor an Bord.“ Apropos Wachstum: Als Entwicklungspartner richtet sich Bisy auch an GründerInnen und Startups aus der Region. „Zu uns kommen Menschen mit Ideen und Unternehmer am Beginn ihrer Tätigkeit, die Zugang zu einer Laborinfrastruktur und Forschungsknowhow benötigen.“ Bisy entwickelt das Vorhaben mit dem Kunden gemeinsam weiter und produziert erste repräsentative Mengen der gewünschten Proteine.
Steiermark: Top-Fachkräfte
Ein Fachkräfteproblem wie in vielen anderen Branchen Hat Anton Glieder nicht, im Gegenteil. „Wir haben aufgrund der universitären Landschaft mit Uni Graz, TU und Meduni erstklassig ausgebildete Leute. Viele wandern aber nach Wien und Deutschland ab, weil in der Steiermark die Arbeitsplätze in der Forschung fehlen.“ Mit Firmengarten, Barbeque-Platz, Schwimmkanal und umfassender Kinderbetreuung herrscht bei Bisy „eine Atmosphäre für Top-Leistungen und Freude an der Arbeit“ – geschaffen nach dem Vorbild von Unternehmen wie Google, Apple oder Microsoft. Die Inspiration dazu erhielt Glieder von seiner Nachfolgegeneration: „Ich habe diese Firmen mit meiner Familie in Kalifornien besucht. Meine Kinder sahen Ausstattung und Arbeitsumfeld und sagten sofort: In so einer Umgebung wollen wir arbeiten!“ Heute ist dafür kein Langstreckenflug mehr notwendig.
Sigrid Gaisch-Faustmann