Lehrlingsbilanz 2022: 42,8 % der Jugendlichen entscheiden sich für Lehre
Unterm Strich haben sich 2022 damit 42,8 Prozent der 15-Jährigen in unserem Bundesland für eine Lehre entschieden – das ist der zweithöchste Anteil an einem Altersjahrgang in den vergangenen zehn Jahren! Eine positive Entwicklung, die WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk auf die vielen Initiativen unserer Ausbildungsbetriebe sowie der Wirtschaftskammer zurückführt: „Die Ausbildung junger Fachkräfte hat angesichts des immer akuteren Personalmangels höchste Priorität. Unsere steirischen Betriebe haben hier einen größeren Bedarf, als er vom Markt gedeckt werden kann.“
Ein erfreuliches Signal kommt vom steirischen Lehrstellenmarkt. Ende Dezember 2022 befanden sich insgesamt 4.832 Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr – das sind um 54 (+1,1%) mehr als vor einem Jahr, wo nach der Coronadelle 2020 eine Rekordzunahme von 427 Lehranfängern verzeichnet wurde. Alles in allem haben sich 2022 damit 42,8 Prozent der 15-Jährigen in unserem Bundesland für eine Lehrausbildung entschieden, das ist – nach dem Rekordjahr 2018 mit 43,7 Prozent – der zweithöchste Anteil an einem Altersjahrgang in den vergangenen zehn Jahren. Die Gesamtlehrlingszahl (über alle Ausbildungsjahre hinweg) ist durch den Wegfall eines vergleichsweisen starken Jahrgangs damit trotzdem leicht von 15.328 auf 15.275 gesunken. Davon sind 14.624 Lehrlinge in Ausbildungsbetrieben beschäftigt, 651 werden in einer überbetrieblichen Einrichtung ausgebildet.
Insgesamt haben sich im Vorjahr 5.023 Lehrbetriebe und 36 überbetriebliche Ausbildungseinrichtungen in der dualen Fachkräfteentwicklung engagiert. Sie würden noch wesentlich mehr junge Menschen ausbilden, wenn es diese am Markt geben würde, weiß Gottfried Krainer, Leiter der Lehrlingsstelle in der WKO Steiermark: „Das Angebot an zusätzlich verfügbaren Ausbildungsplätzen, die nicht besetzt werden konnten, hat weiter massiv zugenommen.“ Laut AMS waren Ende 2022 insgesamt 1.225 Lehrstellen sofort verfügbar. Diesen standen 721 Lehrstellensuchende gegenüber. Krainer: „Das entspricht allein in der Steiermark einem Überhang von 504 sofort verfügbaren Ausbildungsplätzen – eine eklatante Zunahme gegenüber den Vorjahren.“ Insgesamt (sofort und nicht sofort verfügbare offene Lehrstellen und Suchende) war der Überhang mit 1.301 offenen Ausbildungsplätzen noch wesentlich größer. „In Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels sind hochqualifizierte Fachkräfte einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren, das gilt insbesondere in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen“, betont darum auch WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Im aktuellen Wirtschaftsbarometer geben 77 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das Suchen und Finden von ausreichend qualifiziertem Personal für sie eine der wirtschaftlichen Hauptsorgen sei. „Hier droht ein echter Flaschenhals für jeden künftigen Aufschwung, darum ist die Ausbildung im eigenen Betrieb auch so wichtig“, mahnt Herk. Für die WKO habe dieses Thema absolute Priorität, aus diesem Grund investiere man aktuell Millionen am Areal in der Grazer Körblergasse in ein neues Center of Excellence.
Das sind die gefragtesten Lehrberufe der Steiermark
Metalltechnik ist nach wie vor der Top-Lehrberuf in der Steiermark. Er wird aktuell von 1.927 Jugendlichen erlernt. 1.606 Steirerinnen und Steirer sind in Einzelhandelslehrberufen beschäftigt, 1.566 erlernen den Lehrberuf Elektrotechnik, 1.225 den Lehrberuf Kraftfahrzeugtechnik. Auf den weiteren Plätzen der zehn beliebtesten Lehrberufe in der Steiermark folgen Informations- und Gebäudetechnik (658), Bürokaufmann/-frau (564), Mechatronik (506), Tischlerei (437), Koch/Köchin (350) und Friseur/Friseurin (317).
Den prozentuell größten Zuwachs gab es in den Berufen Kälteanlagentechnik (plus 55%) und Mechatronik (plus 25%) sowie beim IT-Beruf Applikationsentwicklung-Coding und Informationstechnologie mit einer Zuwachsrate von 20,3% im ersten Lehrjahr. Auch die Berufe Labortechnik (plus 11,8%) und Elektrotechnik (plus 7,7%) sind im ersten Lehrjahr stark gewachsen. Technische Berufe werden darüber hinaus immer weiblicher. Unter den Top 15 Lehrberufen bei jungen Frauen sind mittlerweile neben der Metalltechnik auf Platz 4 auch Elektrotechnik (Platz 8), Labortechnik (Platz 11), Mechatronik (Platz 14) und Kraftfahrzeugtechnik (Platz 15) zu finden. Nach Sparten gegliedert ergibt sich bei den insgesamt ausgebildeten Lehrlingen folgendes Bild: 7.008 Lehrlinge (45,9%) werden in Gewerbe- und Handwerksbetrieben ausgebildet, 2.766 (18,1%) in Industriebetrieben, 1.997 Lehrlinge (13,1%) sind in Handelsbetrieben beschäftigt und 835 (5,5%) im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft. Regional wurden die meisten Lehrlinge 2023 in Graz ausgebildet (3.690), gefolgt von GU (1.525), Weiz (1.450), Bruck-Mürzzuschlag (1.243), Hartberg-Fürstenfeld (1.215), und Liezen (1.105).
Lehre und Matura
Dass die duale Ausbildung auch nach der Matura attraktiv ist, zeigt sich in der konstant hohen Zahl junger Maturantinnen und Maturanten, die in die Lehre starten – im Jahr 2022 waren es 649. Besonders beliebt sind neben den IT-Lehrberufen u.a. Pharmazeutisch-kaufmännische Assistenz, Augenoptik, Bürokaufmann/-frau und Tischlerei/Tischlereitechnik. Über 1.800 steirische Jugendliche nutzten 2022 das kostenlose Angebot während bzw. im Anschluss an ihre Lehre (der maximal mögliche Zeitraum beträgt 5 Jahre) die Berufsmatura-Vorbereitungskurse zu besuchen. Sie werden dabei vielfach von ihren Ausbildungsbetrieben unterstützt, die ihren jungen Mitarbeitern Arbeitszeit für den Kursbesuch zur Verfügung stellen.
Insgesamt wurden in der Steiermark im Vorjahr Jugendliche in über 160 verschiedenen Lehrberufen ausgebildet. Und das mit Erfolg: 5.442 Lehrabschlussprüfungen wurden im Vorjahr positiv absolviert, davon 21,1 Prozent mit ausgezeichnetem und 26,8 Prozent mit gutem Erfolg. Die Lehrlingsstelle der WKO Steiermark hat im Rahmen der Lehrbetriebs- und Lehrlingsförderung des Bundes im vergangenen Jahr über 43.500 Förderfälle in 12 unterschiedlichen Kategorien abgewickelt. „Die Ausbildung wurde damit gestärkt und eine qualitative Weiterentwicklung unterstützt. Das ausbezahlte Fördervolumen betrug über 40,8 Millionen Euro, so Krainer abschließend.