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4. August 2020

Mein Lieblingsziel: Die SAL in die „Champions League der Forschung“ zu bringen

Silicon Austria Labs hat einen neuen Geschäftsführer, Gerald Murauer: Beruflich baut er gerne auf, blickt für seine Entscheidungen durch die rot-weiß-rote Brille und ist begeisterter Vater von einem Fußballkapitän und einer angehenden Schauspielerin. Über seine Vorhaben und Pläne lesen Sie hier ...
Gerald Murauer
SAL-Geschäftsführer Gerald Murauer

Herr Murauer, wie würden Sie „Silicon Austria Labs“ einem Grundschüler oder Grundschülerin erklären?

Meiner 11-jährigen Tochter erkläre ich es so: Dein Handy besteht aus vielen kleinen Teilen, die zusammenarbeiten müssen, damit das Handy funktioniert. Bei Silicon Austria Labs arbeiten Forscherinnen und Forscher an solchen elektronischen Bauteilen, damit das Handy in der Zukunft z.B. mehr kann und trotzdem weniger Strom braucht.

Wer ist Gerald Murauer? Was muss man über den neuen Geschäftsführer der SAL wissen, was nicht?

Beruflich baue ich gerne auf und bin beseelt davon mitzuhelfen, den Forschungsstandort Österreich in die Weltspitze zu bringen. Deshalb fand ich die Herausforderung von SAL auch so spannend. Mit dem IST Austria habe ich bereits ein Forschungszentrum von null weg aufgebaut und das IST Austria befindet sich heute 13,5 Jahre nach dem Start in der Weltspitze. Ähnliches möchte ich mit dem SAL in einem anderen Feld wieder erreichen.
Privat bin ich in erster Linie begeisterter Vater. Mein 14-jähriger Sohn ist Kapitän der Landesauswahl und wechselt im Herbst in die Fußballakademie. Meine Tochter möchte Schauspielerin werden und war auch schon einige Male im ORF zu sehen. Es freut mich, dass beide mit Begeisterung und viel Engagement ihren Leidenschaften nachgehen.

Wie managt man die hohe Anspruchsgemeinschaft aus Bund (BMK), drei Ländern (Steiermark, Kärnten, OÖ) und der Industrie erfolgreich?

Wichtig ist, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wir alle verfolgen das Ziel und möchten, dass mit SAL in Österreich ein international sichtbarer und starker F&E-Player im Bereich der elektronikbasierten Systeme entsteht. Dieses Ziel eint uns, aber gleichzeitig braucht es Fairness für alle Partner im Verhältnis ihrer Beiträge. Wie bei jeder Partnerschaft muss man natürlich auch Kompromisse eingehen, aber für alle Entscheidungen braucht es die „rot-weiß-rote Brille“, damit wir unser Ziel konsequent verfolgen und trotz des starken internationalen Wettbewerbs auch erreichen.

Erleben wir derzeit gerade eine flächendeckende Zwangsdigitalisierung aufgrund Corona oder ist ein echter Fortschritt gelungen, oder auf dem Schirm?

Covid-19 hat sicherlich den Blick auf Home-Office und Online-Meetings verändert, auch bei mir. Die Face-to-Face Kommunikation kann gerade bei schwierigen Themen nicht durch die Technik ersetzt werden, aber virtuelle Meetings mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Kooperationspartnern haben in Summe gut funktioniert. Es hat sich auch gezeigt, dass im Home-Office – je nach Tätigkeit und Möglichkeit – produktiv gearbeitet werden kann. In Zukunft werden diese neuen Arbeitsweisen sicherlich gefestigt und man fliegt wohl auch nicht mehr für nur ein Meeting ins Ausland, sondern hält es online ab. Das ist in Summe ein positiver Aspekt der Covid-19-Situation.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen und die Entwicklungen, dass auch durch Covid-19 immer mehr in unsere Privatsphäre eingegriffen wird, machen mir Sorgen, aber da gibt es keine einfachen Patentrezepte. Da hoffe ich, so wie viele andere, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis ein wirksamer Impfstoff gefunden wird.

17. September 2020

Silicon Austria Labs Roadshow Graz

Im Leitbild der SAL steht unter anderem zu lesen: „Wir stellen uns den Herausforderungen des 21.Jhd.“, welche sind gemeint?

Eine besondere Herausforderung ist hier die Energiewende. Wir versuchen mit unterschiedlichen Projekten zu diesem Thema beizutragen. Beim Projekt „Tiny Power Box“ entwickeln wir beispielsweise einen technologisch herausragenden Onboard-Charger, also ein Batterieladegerät, für Elektroautos, der die Elektromobilität beschleunigen kann. In Photovoltaik-Projekten entwickeln wir Sensoren, die PV-Anlagen smarter und langlebiger machen.

Wie kann bzw. soll der Standort Österreich zum Digital-Taktgeber werden?

Hier muss schon in der Schule ein Umdenken passieren. Ich bin nicht zufrieden damit, dass z.B. meine Kinder im Gymnasium überhaupt nicht für digitale Themen begeistert werden. Die Lehrinhalte haben sich die letzten 30 Jahren kaum geändert, obwohl gerade das Alter 10-14 ideal wäre, um das Interesse an der einen oder anderen Programmiersprache spielerisch zu wecken. Da könnte noch viel mehr getan werden und da sind uns einige Länder weit voraus.
Die Ausbildung ist in Österreich gerade auf den technischen Hochschulen sehr gut, wir sind innovativ und kreativ und haben eine starke exportorientierte Wirtschaft. Daher bin ich optimistisch, dass sich Österreich trotz der Versäumnisse im schulischen Bereich weiterhin positiv entwickeln wird.
Bei SAL leisten wir dafür jedenfalls einen relevanten Beitrag: In vielen Forschungsbereichen rekrutieren wir weltweit, da es in Österreich schlicht nicht genug Expertinnen und Experten gibt. Dadurch erreichen wir einen „Brain Gain“ für Österreich. Wir arbeiten mit österreichischen Hochschulen wie z.B. der TU Graz in gemeinsamen Research Labs an neuen Technologien. Mit dem SAL Doctoral College möchten wir die Forschertalente von morgen für eine Doktorats-Ausbildung in Österreich begeistern. Zudem arbeiten wir in verschiedensten Projekten mit Industriepartnern zusammen. Die Hochschulen, Forschungszentren und Industriebetriebe können sich hier noch mehr vernetzen, um Österreich in der Digitalisierung voranzutreiben.

Smart systems, smart cities, smart home, smart client, what’s next? Welche Trends stehen uns bevor? Was kommt? Was kann weg?

Der grundlegende Trend wird bleiben, dass in allen Bereichen, in denen es sich wirtschaftlich rechnet, intelligentere und vernetzte Systeme einkehren. Im Business to Business Bereich wird meiner Ansicht nach „smart production“ oder „Industrie 4.0“ stark wachsen, sowie die Security-Themen gut im Griff sind. Im Business to Consumer Bereich ist für die Endkunden der Mehrwert oft noch nicht ersichtlich bzw. es rechnet sich noch nicht für breitere Kundensegmente.

Welchen konkreten Wunsch gibt es für die bevorstehende Geschäftsführungsperiode? Welches konkrete Lieblingsziel?

Mein Anspruch ist es, aus SAL ein Spitzenforschungszentrum zu machen. Hierzu braucht es einerseits exzellente Forscherinnen und Forscher und erstklassige Forschungsinfrastruktur, andererseits bedarf es auch Kooperationen mit der Industrie, um das österreichische EBS-Ökosystem gemeinsam zu stärken. Mein Lieblingsziel ist es, SAL in die „Champions League der Forschung“ zu bringen. Qualität ist wichtiger als Geschwindigkeit, aber am Ende meiner Geschäftsführungsperiode sollte SAL auf europäischer Ebene schon im Atemzug mit Top-Institutionen wie Fraunhofer oder IMEC genannt werden.

Wie kann ein Unternehmen nun mit SAL zusammenarbeiten?

Mit unseren Forschungsbereichen Sensor Systems, RF (Radio Frequency) Systems, Power Electronics, System Integration Technologies und Embedded Systems betreiben wir Forschung entlang der gesamten EBS-Wertschöpfungskette und können mit Unternehmen jeder Größe, ob KMU oder Global Player, in diesen Bereichen zusammenarbeiten. Besonders interessant ist hier unser Kooperationsmodell, das für die Unternehmen attraktiv und unbürokratisch ist.

Vielen Dank für das Gespräch!