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21. Juni 2024

Neu: FFG-COMET-Projekt N!CA

Das N!CA-Forschungskonsortium will alte Prozesse und Strukturen im Gesundheitssystem neu denken, aufbrechen und die Pflege unter anderem mit digitaler Unterstützung entlasten.
Katharina Lichtenegger (Med Uni Graz), LR Barbara Eibinger-Miedl, LR Karlheinz Kornhäusl und Karoline Riedler (ÖGKV)
Katharina Lichtenegger (Med Uni Graz), LR Barbara Eibinger-Miedl, LR Karlheinz Kornhäusl und Karoline Riedler (ÖGKV)

Die Herausforderungen, mit denen Gesundheitssysteme zu kämpfen haben, sind in aller Munde. Der Begriff „Pflegenotstand“ wurde zum alltäglichen Begleiter. Eine einfache und schnelle Lösung gibt es nicht. Ein Projekt von Med Uni Graz, JOANNEUM RESEARCH und weiteren PartnerInnen aus Wirtschaft und Wissenschaft zeigt jedoch, wohin die Reise gehen kann. Das N!CA-Forschungskonsortium will alte Prozesse und Strukturen neu denken, aufbrechen und die Pflege unter anderem mit digitaler Unterstützung entlasten. Das COMET-Projekt N!CA wird im Rahmen von COMET – Competence Centers for Excellent Technologies durch BMK, BMAW und das Land Steiermark gefördert. COMET wird durch die Forschungsförderungsgesellschaften FFG und SFG abgewickelt.

Aktuelle Herausforderungen: Personalmangel und demografischer Wandel

Derzeit haben Gesundheitssysteme mit einem Mangel an Pflegepersonen zu kämpfen. Diese Situation wird sich in den kommenden Jahrzehnten durch den demografischen Wandel intensivieren. Stress, Krankenstände und hohe Arbeitsbelastung führen dazu, dass Pflegepersonen den Pflegeberuf häufig schon nach wenigen Jahren hinter sich lassen, was wiederum den Druck auf das verbleibende Personal erhöht.

COMET

Sternstunden der Forschung

Das Ziel der Forschung: mehr Zeit für Pflege

Im Rahmen des Projektes N!CA wird der Ansatz der Bottom-up-Digitalisierung genutzt. Digitalisierungsschritte werden agil, pflege- und patientInnenzentriert umgesetzt. So kann das Pflegepersonal mit seiner umfassenden Expertise in den kontinuierlichen Änderungs- und Entwicklungsprozess miteinbezogen werden. Im gesamten Projekt werden Faktoren auf sozialer, rechtlicher, ethischer und organisatorischer Ebene berücksichtigt, um nachhaltig eine Verbesserung für die pflegerische Praxis zu generieren.

Evidenzbasierte Pflege, Lean Management und Bottom-up Design Thinking werden das gesamte N!CA-Projekt leiten und die EndanwenderInnen werden in den Mittelpunkt aller Überlegungen gestellt. Feldbeobachtungen, Fokusgruppen und halbstrukturierte Interviews dienen zur Erfassung ihrer Wünsche und Bedürfnisse. Digitale Lösungen werden hinsichtlich Machbarkeit im Rahmen von Studien untersucht. Ein standardisiertes Datenformat wird entwickelt, um KI-Modelle zu entwickeln und zu evaluieren.

Das N!CA-Projekt

Die Gesamtleitung des N!CA-Projektes obliegt Katharina Lichtenegger von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Medizinischen Universität Graz. Das N!CA-Projekt gliedert sich in drei Teilprojekte:

  1. Projekt zur Vereinfachung von Prozessen und der (Pflege-)Dokumentation unter der Leitung der Medizinischen Universität Graz
  2. Projekt zur intelligenten Nutzung von Routinedaten unter der Leitung von FH Oberösterreich sowie JOANNEUM Research Forschungsgesellschaft mbH
  3. Das Projekt befasst sich mit der Befähigung von Pflegepersonen durch digitale Entscheidungsunterstützung und wird von decide Clinical Software GmbH sowie Medizinischer Universität Graz geleitet.

Eckdaten zum COMET-Programm

Mit dem COMET-Netzwerk fördern die Ministerien für Klimaschutz und Wirtschaft verschiedene Projekte mit einer Geldsumme von insgesamt 22 Millionen Euro, weitere 11 Millionen Euro werden durch die beteiligten Bundesländer finanziert. Das COMET-Programm gilt als Flaggschiff der Forschungsförderungsprogramme in Österreich und ist durch österreichische Spitzenforschung gekennzeichnet.

Daten zum Projekt

  • Name: N!CA – Digitalisation of Innovative Care Processes to Unburden and Empower Nurses
  • Projektstart: 1. März 2024
  • Laufzeit: 4 Jahre
  • Förderung: 2.834.108,00 €

Wissenschaftliche Partner:

Wirtschaftspartner

Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl:

„Die Humantechnologie ist ein wissenschaftliches und wirtschaftliches Stärkefeld der Steiermark und trägt wesentlich zu unserer Position als eine der innovativsten Regionen in Europa bei. Mit dem Projekt N!CA können wir einmal mehr zeigen, wie wir durch Forschung und digitale Technologien einen bedeutenden Mehrwert für die Menschen in unserem Land schaffen.“

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl:

„Als Arzt ist das Zuhören und Helfen das wichtigste und was ich als Arzt praktiziert habe, will ich auch als Landesrat leben. Für uns stehen nicht das System und Prozesse im Mittelpunkt, sondern die Menschen! Deshalb arbeiten wir daran, die Pflegekräfte mit allen Mitteln der Technik zu entlasten: Um ihnen mehr Zeit für die Aufgaben zu geben, für die sie diesen Beruf ergriffen haben – Fürsorge, Nähe und Hilfe für die Menschen.“

Projektleiterin Katharina Lichtenegger:

„Mit N!CA verfolgen wir verschiedene Forschungsziele – maßgeblich ist die Reduktion des Zeitaufwandes für die (Pflege-)Dokumentation. Dadurch wollen wir mehr Zeit für den direkten Kontakt der Pflegepersonen mit den PatientInnen schaffen. Dies soll durch das Aufbrechen und Verschlanken von veralteten Prozessen und Strukturen ermöglicht werden- es braucht ein Neudenken, einen völlig innovativen Ansatz, um die Dinge neu zu ordnen und zur Funktion zu bringen. Indem wir administrative Aufgaben automatisieren und standardisieren, können Pflegekräfte ihre Expertise und Energie auf die direkte PatientInnenbetreuung konzentrieren, was letztlich zu einer höheren Zufriedenheit sowohl bei den Pflegepersonen als auch bei den PatientInnen führt. Das Forschungsprojekt soll Pflegepersonal dabei unterstützen, das zu tun, wofür sie sich als Beruf entschieden haben – mit Menschen zu arbeiten! Zudem ist es wichtig, die Lücke zwischen Hightech-Möglichkeiten und „oldschool“ Praxis zu schließen. N!CA zielt darauf ab, die Pflege durch technologische Innovationen und organisatorische Verbesserungen zu transformieren. Dies umfasst nicht nur die Reduktion des Dokumentationsaufwandes und die Verbesserung der Datenqualität, sondern auch die Förderung einer evidenzbasierten Pflegepraxis und die Stärkung der Rolle der Pflegekräfte im Gesundheitssystem. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen langfristig zu einer nachhaltigeren und qualitativ hochwertigeren PatientInnenversorgung beitragen werden. All das führt zurück zu der Quelle, warum es dieses Projekt gibt, nämlich mehr Zeit für die echte Pflege!“

ÖGKV-Vertreterin Karolin Riedler:

„Professionelle Pflege zukunftsfit im Arbeitsalltag“: Durch überbordende Dokumentation haben Pflegende oft zu wenig Zeit für ihre Kerntätigkeiten und für Beziehungsarbeit. Es ist wichtig, Prozesse zu vereinfachen und die Digitalisierung als unterstützenden Part einzubeziehen, damit wieder mehr Zeit für unsere PatientInnen, BewohnerInnen und KlientInnen bleibt.“

Definition COMET-Projekt:

COMET-Projekte tragen zur Initiierung neuer Produkt-, Prozess – und Dienstleistungsinnovationen bei. COMET-Projekte ermöglichen neuen Konsortien und Themen den Zugang zum COMET-Programm. Ziel der COMET-Projekte (früher K-Projekte) ist die Durchführung von hochqualitativer Forschung in der Zusammenarbeit Wissenschaft-Wirtschaft mit mittelfristiger Perspektive und klar abgegrenzter Themenstellung mit künftigem Entwicklungspotenzial.

Konsortium
mindestens ein wissenschaftlicher Partner und mindestens drei Unternehmenspartner

Laufzeit
drei bis vier Jahre

Finanzierung

  • fix 45 % öffentliche Förderung
  • mindestens 45 % durch Unternehmenspartner
  • Restfinanzierung muss sichergestellt sein
  • maximale Bundesförderung: 450.000 Euro/Jahr
  • maximale Landesförderung: 225.000 Euro/Jahr