Frage trifft Antwort: der Green Deal und seine Auswirkungen auf KMU

SFG-Nachhaltigkeitsexpertin Gudrun Meier erklärt, wie man ökonomisch und sozial nachhaltig wirtschaftet, wieso sie den persönlichen Climate Lifestyle Check empfiehlt und was der Green Deal mit der Aufrechterhaltung demokratischer Strukturen zu tun hat.
F&E Green Tech Industrie

Was verbirgt sich hinter dem Begriff „nachhaltig Wirtschaften“?

Beim nachhaltigen Wirtschaften denken viele möglicherweise zuerst an ökologische Aspekte: Wie kann man Emissionen senken? Wie kann man den Energieverbrauch minimieren? Aber es betrifft auch Soziales: Wie geht man mit Mitarbeitenden um? Bezieht man sie ein, um so auch die Unternehmensbindung zu stärken?

Es gibt aber auch die ökonomische Nachhaltigkeit: Ist mein Geschäftsmodell, das ich heute habe und mit dem ich sehr erfolgreich bin, in fünf bis zehn Jahren noch immer gefragt?

Es geht auch sehr stark um das Resilienz-Themen. Was macht ein Unternehmen, wenn zum Beispiel ein Großkunde wegfällt?

Es wird viel über den Green Deal gesprochen. Welche konkreten Anforderungen müssen Unternehmen erfüllen?

Der EU-Green-Deal zielt darauf ab, dass Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent wird. Da gibt es verschiedene Maßnahmen, die gesetzt werden. Unter anderem betrifft es auch Großunternehmen, da gibt es Regularien, wie strengere Nachhaltigkeitsberichterstattung. Großunternehmen müssen Infos dazu geben, wie Nachhaltigkeit auf das Unternehmen wirkt, bzw. auch, wie ihr wirtschaftliches Handeln auf die Umwelt wirkt. Stichwort EU-Taxonomie-Verordnung: Das ist die Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten, unter anderem auch um Kapital in eine sogenannte grüne Richtung zu lenken. Oder das EU-Lieferketten-Gesetz, das in den nächsten Jahren in Kraft tritt. Da geht es darum, Wertschöpfungsketten hinsichtlich Nachhaltigkeit transparent zu machen.

Wenn die Aufgabenstellungen nur für Großunternehmen gelten, wieso ist das Thema auch für KMU wichtig?

Großunternehmen müssen zum Beispiel Informationen zu den Wertschöpfungsketten veröffentlichen. Und sobald ein kleines mittelständisches Unternehmen, also ein KMU, Teil dieser Lieferkette ist, sei es als Geschäftspartner oder als Zulieferer, muss das KMU auch Daten dazu liefern. Großunternehmen werden also an KMU herantreten und diese Daten in den nächsten Jahren verlangen. Mein Tipp ist, sich möglichst schnell damit zu befassen, sich mit Nachhaltigkeitsthemen zu beschäftigen und Daten zu sammeln, Datenquellen zu eruieren, um dann gerüstet zu sein für diese Situation.

Nachhaltigkeit ist für kleine und mittelständische Unternehmen aber auch hinsichtlich Förderungen wichtig. Das ist bei uns in der SFG auch der Fall, dass nachhaltige Projekte höher gefördert werden. Nachhaltigkeit betrifft auch das Thema Kapital: Wenn KMU zu Banken gehen und um Kredite anfragen, werden diese anders behandelt, bzw. bekommen leichter Kredite, wenn das Unternehmen sich bereits intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigt hat.

Welche Unterstützung bietet die SFG Unternehmen auf ihrem Weg in die Nachhaltigkeit?

Die SFG als regionale Förderstelle unterstützt Unternehmen sehr stark im Bereich Bewusstseinsbildung. Wir bieten hier im Rahmen des Enterprise Europe Network das Nachhaltigkeitsassessment an. Das ist das weltweit größte Servicenetzwerk für kleine und mittelständische Unternehmen. Da schauen wir: Welche Nachhaltigkeitsthemen sind für das Unternehmen wichtig? Was kann man machen? Das Ziel ist aufzuzeigen, welche Förderungen in Frage kommen, welche Tools man anwenden kann und welche Quick-Wins man daraus ziehen kann. Es geht darum aufzuzeigen, welche Bereiche Nachhaltigkeit überhaupt betrifft und was das Unternehmen schon tut.

Und wie sieht es mit dem persönlichen Climate Lifestyle aus?

Ja, der Climate Lifestyle Check von Joanneum Research, den habe ich genutzt, um mal zu sehen, wie es mit meinem persönlichen CO2-Fußabdruck aussieht. Insgesamt hat das recht gut ausgeschaut, überdurchschnittlich gut. Aber es werden ja verschiedene Bereiche abgefragt, wie Wohnen, Mobilität, Ernährung und da schaut es  auch bei mir nicht überall sehr gut aus. Insgesamt ist zu sagen: Jeder kann etwas dazu beitragen, jeder kann kleine Schritte setzen. Besonders Unternehmen spielen eine sehr große Rolle. Und das große Ziel davon ist, demokratische Strukturen aufrechtzuerhalten, weil wir an unsere planetaren Grenzen stoßen. Natürliche Ressourcen werden knapp und wenn das der Fall ist, dann sind natürlich auch demokratische Strukturen in Gefahr. Und die wollen wir auf jeden Fall erhalten.

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