Heldeco: Steirisches Werkzeug fürs Windrad im Meer
Österreich eine heimliche Seemacht? Ein Eindruck, den nicht nur jüngstes Segel-Gold bei den Olympisches Spielen in Paris bestätigt, sondern auch stille Größen in der heimischen Wirtschaft, die in Meeresgewässern spektakuläre Erfolge erzielen. Aktuelles Beispiel: der obersteirische Metallverarbeitungsbetrieb Heldeco. Das 75 Köpfe umfassende Unternehmen fertigt tonnenschwere Komponenten für die Errichtung von Windkraftanlagen im Meer. „Wir produzieren sogenannte Pinions, also Zahnräder, für die Höhenverstellung von Montageschiffen für Windkrafträder in Offshore-Windparks. Das heißt, unsere Teile sind nötig, um die Riesenschiffe aufzustelzen, damit diese die Anlagen entsprechend im Meeresgrund verankern können“, erklärt Sabine Dettenweitz, die das Unternehmen gemeinsam mit Ehemann Helmut leitet. Ein Pionion wiegt dabei 3,6 bis 3,9 Tonnen – 192 davon sind pro Montageschifff nötig. „Die Anforderungen an die Bauteile sind enorm hoch. Diese ergeben sich durch die extreme Beanspruchung sowie durch die Dimension und das hohe Gewicht bei gleichzeitig absoluter Präzision in der Verarbeitung. Wir sind hier im Hunderstelmillimeter-Bereich unterwegs.“ Präzise Riesen gewissermaßen. „Spezifikationen, die nicht viele Betriebe erfüllen können – wir haben viel Know-how im Bereich anspruchsvoller Systemlösungen und komplexer Sonderanfertigungen und sind daher auch für die Fertigung der Pinions gefragter Ansprechpartner.“ Und die Anforderungen steigen weiter. Die Schiffe werden immer größer, um mehr Anlagen transportieren zu können, auch die Windräder selbst werden größer. „Damit sind künftig auch größere und schwerere Pinions nötig“, so Dettenweitz. Ein Umstand, der nun eine Großinvestition am Standort Döllach – die größte der Firmengeschichte – notwendig macht. Über drei Millionen Euro werden in eine multifunktionale Vertikaldrehmaschine zum Fräsen, Drehen, Bohren, Schleifen und Vermessen investiert, die Ende 2025 geliefert werden soll. Darüber hinaus werden zwei bestehende Maschinen umgerüstet, um sie für die künftigen Anforderungen fit zu machen.
„Es freut uns natürlich, dass wir mit unseren Produkten einen kleinen Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten können.“Helmut und Sabine Dettenweitz, Heldeco
Auch in die Qualitätssicherung sowie in Maßnahmen zur Sicherung der Stromversorgung wird investiert. Die SFG unterstützt die Investition mit der Förderungsaktion Green!Invest, die für Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele der EU vorgesehen ist. „Eine Unterstützung, die für einen Betrieb unserer Größe auf jeden Fall hilfreich ist“, bestätigt Dettenweitz.
Investition in Fachkräftenachwuchs
Rund 20 Prozent des Umsatzes entfallen bereits auf dieses Segment – darüber hinaus beliefert der Metallverarbeitungsbetrieb die Branchen Maschinenbau, Luftfahrt, Mining, Lebensmittelindustrie sowie den Energiesektor. So werden etwa auch große Bauteile für Wasserkraftwerke gefertigt. „Es freut uns und motiviert auch unsere Mitarbeiter, auf diese Weise zur Energiewende und zum Klimaschutz beitragen zu können“, so Helmut und Sabine Dettenweitz, die auch viel in den eigenen Fachkräftenachwuchs investieren und derzeit sechs Lehrlinge ausbilden. Zu schaffen machen dem Unternehmen die aktuellen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft im Land. „Die Belastungen, die Unternehmen hierzulande mittlerweile aufgebürdet werden, sind kaum noch erträglich. Österreich ist drauf und dran, seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren – wir brauen ein rasches Umsteuern, sonst haben wir ein Problem.“