Angefangen hat das Unternehmen in St. Peter ob Judenburg mit der Automatisierung von Produktionsanlagen. Heute ist das Portfolio ein weit größeres, wie Geschäftsführer Walter Rieger erklärt. „Wir konzentrieren uns verstärkt auf Anlagen für die Holzverarbeitung sowie Hightech-Messsysteme im kommunalen Bereich und für die Industrie. Den Fokus setzen wir dabei auf Selbstautomatisierung und -digitalisierung.“ Was das genau bedeutet wird schnell klar, wenn man sich näher mit dem Angebot von NET-Automation beschäftigt. Fangen wir im kommunalen Bereich an: NETBEE Systeme überwachen und managen völlig selbständig Pegelstände von Gewässern für den Hochwasserschutz, Fahrbahnzustände für den Winterdienst und den Einsatz der Räumkommandos, Schneehöhenmessungen für den Lawinenschutz oder Straßenbeleuchtungssysteme, die auf den Verkehr abgestimmt sind und nur dann leuchten, wenn sie wirklich gebraucht werden. Auch in der Wasserversorgung vieler Gemeinden spielt NET-Automation eine wichtige Rolle. Deren Systeme sorgen für die Brunnenüberwachung, das Abwassermanagement, die Zählerabfragen oder die Kontrolle der Pumpstationen. Alles voll automatisiert und digitalisiert.
Flugzeug und Bahn
Bei pharmazeutischen Produkten ist es extrem wichtig, dass die Kühlkette niemals unterbrochen wird. Vor allem beim Transport kann hier viel schiefgehen. Deshalb hat NET-Automation ein System für die Kühlkettenüberwachung an Flughäfen entwickelt. Das Revolutionäre daran: Es werden nicht die einzelnen Pakete, sondern die gesamte Infrastruktur überwacht, in der sich diese Pakete befinden. So kann im Zweifelsfall auch ganz schnell herausgefunden werden, wo die Kühlkette nicht funktioniert und eingegriffen werden. Ein weiteres, mit dem Europäischen Innovationspreis ERCI ausgezeichnetes, System von NET-Automation läutet ein neues Zeitalter in der Eisenbahntechnologie ein. Die Bremskraft von Zügen muss regelmäßig überprüft werden. Dazu musste bis dato das gesamte Bremssystem mechanisch ausgebaut werden, im Anschluss folgen Streckensperrungen zur Überprüfung der Bremskraft – ein riesiger Aufwand. NET-Automation macht damit Schluss. „Stellen Sie sich folgendes vor: Sie bringen Ihren PKW zur Begutachtung in die Werkstatt und Ihr Mechaniker tauscht die Bremsen – unabhängig davon, ob diese abgefahren sind oder nicht. Genau vor dieser Problematik stehen die Instandhalter im Schienenverkehr“, erläutert Walter Rieger die Problemstellung. „Mit unserem ForceBEE System reduzieren sich Zeit und Kosten für die verpflichtende Bremskraftprüfung um 75Prozent. Wir haben eine hauchdünne Foliensensorik mit einem halben Millimeter Stärke entwickelt, die ohne Ausbauten zwischen Bremszange und Bremsscheibe platziert wird. Sie misst die Anpresskraft an allen Messstellen gleichzeitig und liefert hochgenaue Ergebnisse direkt auf das Tablet der Instandhalter“. Das System ist bereits weltweit im Einsatz, natürlich auch bei der ÖBB.
Alles aus einer Hand
Die Basistechnologie, die hinter all diesen Anwendungen steckt, nennt sich NETBEE und kommt zu hundert Prozent von NET-Automation. NETBEE ist ein Gesamtsystem aus Hard- und Software, die all diese Anwendungen möglich macht. Sämtliche (Mess-)Geräte sowie die Datenverwaltung im Hintergrund werden hausintern produziert und verwaltet. Alle Messdaten stehen NET-Automation Kunden online und ausfallsicher in der eigenen Cloud in Hochsicherheitsdatenzentren zur Verfügung. NETBEE übernimmt auch die Datenanalyse mittels KI für die intelligente Steuerung der Systeme und gewährleistet die Alarmierung der Kunden am Endgerät – und das sogar Blackout-sicher. All das kommt aus einer Hand und wird unter einem Dach gefertigt. Kein Wunder, dass dieses mit der Zeit und dem Erfolg von NET-Automation zu klein wurde. Deshalb gibt es jetzt die neue Betriebsstätte im Gewerbepark St. Peter ob Judenburg. Auf 4.000 Quadratmetern wird nun geforscht, experimentiert und produziert. Das 3,5 Millionen Euro-Projekt wurde in nicht einmal zwei Jahren, auch mit Hilfe der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG, realisiert. Walter Rieger: „Die uns zur Verfügung stehende Gesamtfläche sind 12.000 Quadratmeter. Es ist also noch Platz für Erweiterungen. Und die sind bereits in Planung.“ Da wird noch viel kommen von NET-Automation.
Juli 2024