Das Grazer Unternehmen ist Spezialist in der Reaktorsimulation. Was das genau ist, erklärt CEO Christian Witz: „Ein Bioreaktor ist im Prinzip ein Behälter mit einem Rührwerk. Die darin befindlichen Zellen brauchen eine Umgebung, in der sie sich wohl fühlen: zum Beispiel 37 Grad Celsius, ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Damit die optimale Versorgung dieser Zellen im gesamten Reaktor gewährleistet ist, muss der Inhalt immer gut und richtig durchgemischt werden, was eine große Herausforderung beim Reaktorbau ist. Wir erstellen deshalb eine digitale Kopie so eines Bioreaktors, in dem sämtliche Szenarien virtuell durchgespielt werden.“ So kann ein Reaktor schon optimiert werden, bevor er noch überhaupt entsteht. Umso nützlicher ist diese Technik wenn man bedenkt, dass Bioreaktoren die Größe eines dreistöckigen Gebäudes erreichen können. Deshalb muss schon vor der sehr teuren Realisierung sichergestellt werden, dass in diesem Reaktor optimale Bedingungen herrschen. Auch im Prozesstransfer zwischen verschiedenen Reaktor-Standorten ist das SimVantage-Knowhow extrem hilfreich, weil Reaktoren keine Produkte „von der Stange“ sind und sich dementsprechend voneinander unterscheiden.
Günstig und schnell
Eingesetzt werden die SimVantage-Simulationen vor allem im Pharmabereich bei der Medikamentenentwicklung und -produktion, aber auch in der Chemie und der Lebensmittelindustrie sowie in der Biotechnologie und Biochemie. Und da von Produktionsunternehmen aller Größen genauso wie von Forschungseinrichtungen. Der Vorteil einer Simulation liegt auf der Hand: „Wir ersparen unseren Kunden viele zusätzliche Experimente, die wir einfach digital simulieren“, so Christian Witz. „Wir geben danach Empfehlungen ab und es braucht dann nur noch ein Experiment, um unsere Simulation zu bestätigen, statt unzähliger Trial-and-Error-Experimente, die viel Zeit und Geld kosten.“ Klingt einfach, ist es aber nicht. Die vollständig selbst entwickelte Simulations-Software hat eine lange Geschichte hinter sich. Sie beginnt im Jahr 2011 an der TU Graz. Hier wurde ein Team um den Forscher Johannes Khinast von einem Pharmaunternehmen damit beauftragt, im Rahmen eines Forschungsprojektes so eine Simulationssoftware zu entwickeln, die es damals noch nicht einmal in Ansätzen gab.
Weltweit einsetzbar
Heute ist die Technik, auch dank Hilfe der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG, ausgereift und vielfach im Einsatz, bisher hauptsächlich im DACH-Bereich. Aber das soll sich laut Christian Witz zukünftig ändern. „Wir planen die internationale Expansion. Unser System kann ansatzlos weltweit eingesetzt werden“, ist er überzeugt. „Bisher müssen viele Produktionsunternehmen im Pharmabereich noch ohne Simulationen auskommen, auch aufgrund behördlicher Vorschriften. Das ändert sich gerade. Corona hat uns ja gezeigt, wie wichtig die schnelle und kostengünstige Medikamentenentwicklung sein kann.“ Gute Aussichten also – für uns alle.
Gernot Zenz