SteadySense: „Als Unternehmer muss man eine Spielernatur sein.“
Als Werner Koele den „Ur-Chip“ entdeckte, machte er Innovationsmanagement bei Infineon. Die interne Unternehmensentwicklung „war eine eierlegende Wollmilchsau“, berichtet Koele. „Ich habe gleich gemerkt, das ist a smarte G’schicht.“ Der Business Developer suchte nach Anwendungsmöglichkeiten und fand sie in der Biomedizin. Da die interne Verwertung nicht recht vom Fleck kam, macht er sich mit dem Projekt selbstständig. „Ich wollte unbedingt den Beweis antreten, dass das klappt. Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin auf Investorensuche gegangen“, berichtet der Gründer.
„Ich wollte unbedingt den Beweis antreten, dass das klappt. Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin auf Investorensuche gegangen.“Werner Koele, SteadySense
Mit Erfolg – und so ist der Unternehmensgegenstand von SteadySense in Seiersberg heute ein Hautpflaster, das kontinuierliche die Körpertemperatur aufzeichnet. Einsatzmöglichkeiten: nahezu unbegrenzt. Koeles erstes Produkt dient der Familienplanung. Der Chip im Pflaster misst die Körpertemperatur der Frau im Monatsverlauf exakt. Aus den morgendlichen Schwankungen errechnet ein Algorithmus die fruchtbaren Tage. „FemSense“ ist online und in den Österreichs bzw. Deutschlands Apotheken erhältlich. Nach demselben Prinzip ist derzeit ein Fieberthermometer in Entwicklung: Die ununterbrochene Dokumentation der Körpertemperatur liefert Medizinern wichtige Daten über Gesundheitszustand des Patienten bzw. Krankheitsverlauf: Je nach Fieberkurve lassen sich etwa virale und bakterielle Infekte unterscheiden oder Tropenkrankheiten identifizieren. Auch eine gefährliche Sepsis nach einer Bauchoperation ist so früh zu erkennen. Vorrangige Zielgruppe sind Krankenanstalten.
Bei SteadySense arbeiten heute 15 Menschen, den Start wagte Werner Koele im Jahr 2016 allein. Für die Selbstständigkeit müsse man „der Typ“ sein, sagt er und rekapituliert: „Ich habe drei Jahre lang im Silicon Valley gelebt und den unternehmerischen Spirit dort buchstäblich aufgesaugt.“ Die Phase der Gründung erlebte er in Kalifornien live bei einem Freund mit. „Gemeinsam haben wir nächtelang Billard gespielt, in Gedanken seine Firma geplant und diskutiert. Damals wurde die Keimzelle in mir gelegt.“ Ein Unternehmen zu gründen sei ein Risiko, „und kein unerhebliches.“ Der Biomediziner erzählt von Engpässen und Rückschlägen. „Oft muss man sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen.“ Der Lohn dafür: „Etwas zu tun, wofür man brennt – mit Leidenschaft und vollem Einsatz!“
Dem Standort streut er indessen Rosen: Die üppige Förderungslandschaft sei ein Riesenvorteil gegenüber anderen Regionen. Das sei vielen Unternehmern nicht ausreichend bewusst. Von der SFG holte sich Koele bereits in mehreren Aktionen Unterstützung. „Alle Förderungen waren klar strukturiert. Ich wurde immer gut beraten und die Abwicklung hat reibungslos geklappt. Und auch wenn es nur eine kleine Summe ist: Sie macht oft den Unterschied aus, ob ich ein Projekt realisieren kann oder nicht.“
Sigrid Gaisch-Faustmann