Tischlerei Prödl: „Gas geben und seine Kapazitäten kennen“
Wir sind meistens schon da, bevor wir überhaupt den Boden betreten haben“, skizziert Matthias Prödl die Annäherung an neue Länder und Märkte. Das Mittelunternehmen in der Südoststeiermark erhält mittlerweile aktive Anfragen aus dem Ausland mit der Bitte um Zusammenarbeit, wie etwa die eines italienischen Architekten. In den letzten zehn Jahren hat das Unternehmen den Auslandsanteil am Gesamtumsatz von unter 5 auf 15 Prozent gesteigert. Die Anbahnung geht oft schnell, fast immer über persönliche Kontakte und ein Projekt ergibt meist schon das nächste. Matthias Prödl, der dritte Prödl an der Spitze des Familienbetriebes, setzt auf Mundpropaganda und zwischenmenschliche Kommunikation: „Man muss unter die Leute gehen.“ So geschehen im Jahr 2015, als mit Unterstützung von Welt!Markt das Fundament für einige sehr erfolgreiche Projekte in London gelegt wurde. Damals hat sich das Unternehmen am britischen Markt präsentiert. Mit Erfolg, denn das österreichische Qualitätshandwerk ist einzigartig und erfährt international große Wertschätzung.
„Man muss unter die Leute gehen.“Tischlereichef Matthias Prödl über Erfolg im Ausland
Matthias Prödl ist neugierig auf neue Märkte, Kulturen und Projekte. Bei der Auswahl eines Marktes werden Faktoren wie die Währung berücksichtigt. London etwa war nur bis zur Abwertung des Pfund ein attraktiver Markt – seit dem BREXIT-Votum 2016 ist der Kurs um satte 15 Prozent gefallen. Die Sprache ist ebenfalls entscheidend; enge Beziehungen unterhält die Tischlerei Prödl vorrangig mit deutsch- und englischsprachigen Unternehmen. „Man muss seine Kapazitäten kennen.“ Der junge Geschäftsführer weiß genau, was er mit seinen Teams und Maschinen leisten kann. Was darüber hinausgeht, müssen Partner abfedern. Dazu braucht es tragfähige Verbindungen, denn: „Mission haben wir alle die gleiche, aber Vision hat halt jeder eine andere.“ Nicht zuletzt die Umwelt spielt in Marktentscheidungen eine Rolle: Der ökologische Fußabdruck einer Lieferung nach Australien erscheint Prödl einfach zu groß.
Prödl produziert zu Hause
Trotz steigender Internationalisierung bleibt der Jungunternehmer der Region verbunden. „Ich freu mich am meisten, wenn ein Nachbar sagt, er hätte gerne eine Küche oder Einrichtung.“ Die Möbelproduktion erfolgt nach wie vor in Kirchberg an der Raab, 53 der 55 Mitarbeiter sind SteirerInnen. Von hier geht es dann bis nach Afrika, Südamerika und in die USA. Das Unternehmen profitiert davon, dass völlig unterschiedliche Charaktere zusammenarbeiten: auf der einen Seite der Vater, detailverliebter Tischlermeister, auf der anderen Seite der Sohn, marketingaffiner Betriebswirt. So entsteht eine Synergie aus Innovation und Tradition. Zuletzt war Matthias Prödl mit einer steirischen Delegation in Mexiko und Kolumbien, um Kontakte zu knüpfen und Werke zu besichtigen. Sein Fazit: „Es heißt konsequent Gas geben, weil auch die dortigen Unternehmen immer besser werden. Die Kunden bestätigen uns aber, dass wir in Österreich und der Steiermark auf dem richtigen Weg sind und uns nicht verstecken müssen.“
Sigrid Gaisch-Faustmann & Sigrid Merth