Trumer Schutzbauten: von der Bärenschützklamm bis zum Erzberg
33 Jahre begann mit der Gründung der Trumer Schutzbauten Ges.m.b.H. eine Erfolgsgeschichte in Sachen Naturgefahrenmanagement. Das Unternehmen hat sich auf den Schutz von Infrastruktur vor der Zerstörung durch Naturgefahren spezialisiert und hält 67 Prozent Marktanteil. Zudem hält Trumer zahlreiche Patente im Bereich der Energieabsorption, also dem „Auffangen“ von Schnee- oder Geröllmassen. Zu den häufigsten Naturgefahren zählen Steinschlag, Muren und Lawinen – Tendenz steigend. Projektleiter Karl Gruber erklärt: „Die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir als Unternehmen sehr stark.“ Immer mehr Steinschläge, Murenabgänge oder Rutschungen steigerten die Umsatzzahlen zuletzt auf 18,5 Millionen Euro. „Hitze und die steigende Schneefallgrenze beobachten wir ja alle. Aber unser Arbeitsaufkommen belegt die Entwicklung schwarz auf weiß. Zuletzt hatten wir es in St. Johann im Pongau mit einem 150 Tonnen schweren Felsbrocken zu tun, der vom Berg abbrach.“ Die große Gefahr der Naturphänomene: rasches Eintreten ohne Vorwarnzeit und energiereiche Prozesse. Werden die Massen an Material nicht aufgefangen, kann das verheerende Folgen nach sich ziehen.
Neuer Meilenstein in Eisenerz
"Stellen Sie sich vor: Die herabstürzenden Gesteinsbrocken fallen in unsere Sicherungen wie in ein Einkaufsnetz oder einen extrem starken Maschendrahtzaun."Karl Gruber, Projektleiter "Nagema"
Vor diesem Hintergrund entwickeln sich die Trumer-Schutzsysteme kontinuierlich weiter. Am steirischen Erzberg erneuert die Firma aktuell gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben und der BOKU Wien ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. Das Projekt namens „Nagema“ (Naturgefahrenmanagement) wird von FFG und der SFG gefördert. Gruber: „Wir können Naturgefahren dort 1:1 simulieren und beforschen, wann sie auftreten bzw. wie wir sie verhindern.“ Ziel des Zentrums ist ein Detektionssystem, das Ort, Zeitpunkt und Größenordnung von Einschlägen durch Stein- oder Blockschlag mittels akustischer Signale störungssicher erkennt. Automatische Überwachungssysteme sollen Naturereignisse in Realtime erkennen und Menschen ähnlich wie bei Unwettern rechtzeitig via Handy warnen. Das fertige Forschungszentrum soll im Herbst 2025 eröffnet werden. Die Förderungsaktion „Ideen!Reich“ sowie der „Steiermark!Bonus“ von Seiten der SFG sieht Gruber als „enorme Wertschätzung der Steiermark, die uns sehr weiterhilft.“ Beim erstmals in Österreich stattfindenden Kongress zum Thema Klimawandel und Naturgefahren vom 10. bis 13. Juni in Wien wird Trumer als erster Businesspartner fungieren.
Herausforderung Bärenschützklamm
Aktuell ist die Trumer Schutzbauten GmbH auch in der Steiermark gefordert. In der Bärenschützklamm werden Schutzvorrichtungen vor Steinschlag und Co errichtet. Noch ist die Klamm gesperrt, da im Juli 2020 ein dramatisches Unglück geschah: ein Gesteinsbrocken löste sich und erschlug drei Menschen. Zum Schutz der neuen Anlage werden unter aufwendigsten Bedingungen entsprechende Sicherheitssysteme errichtet, dabei handelt es sich um „Omega“-Schutznetze von Trumer, die bis zu 60 Meter lang sind. „Man muss sich das vorstellen wie ein Einkaufstaschennetz in das herabstürzende Gesteinsbrocken fallen, oder wie einen extrem starken Maschendrahtzaun. Die Verankerungen wurden dafür vorher in die Felsen gebohrt“, erklärt Gruber. Neben den Sicherungsnetzen wurden in der Bärenschutzklamm auch „Ausputzungen“ durchgeführt, die im Gelände genauso von Bedeutung sind. „Die Herausforderung vor Ort ist enorm. So eine Klammsicherung ist ja etwas ganz anderes als die Sicherung einer ÖBB-Strecke die gerade verläuft. Auch der permanente Luftunterschied in den unterschiedlichen Höhenlagen ist zu berücksichtigen.“ Geht alles gut, soll die Klamm im Juni dieses Jahres wieder eröffnet werden. Die Kosten der Arbeiten belaufen sich auf mehr als eineinhalb Millionen Euro. „Ich bin ja selbst gebürtiger Grazer und stolzer Steirer. Daher sind mir die Arbeiten in der Bärenschützklamm auch eine Herzensangelegenheit“, so Trumer.
Philipp Braunegger