VPZ: Bio, steirisch, weltweit – Wie man Obst und Gemüse in Neudau verpackt
Seit 25 Jahren forscht die VPZ Verpackungszentrum nach nachhaltigen Verpackungslösungen biologischen Ursprungs. 2012 gelang der Durchbruch: VPZ setzte sich am Markt mit Netzverpackungen auf der Basis von Lenzing Modal-Fasern durch. Sie werden aus Buchenholzzellulose produziert, ein Nebenprodukt aus der Durchforstung heimischer Wälder. Mit Biomüll entsorgt, verrotten sie in zwei Monaten. Im Handel enthalten „Packnatur Cellulose Netzschläuche“ Kartoffeln, Zwiebeln oder verschiedene Arten von Zitrusfrüchten. „Derzeit kommen sie in alle großen Handelsketten im Biosegment zum Einsatz“ erklärt VPZ-Geschäftsführer Markus Kainer. Das Wachstumspotenzial ist immens: „Der Bioanteil am Markt steigt stabil. Zudem wird Nachhaltigkeit beim Thema Verpackung ein immer wichtigeres Kaufargument.“
Investition in der Region Hartberg-Fürstenfeld
Seit Anfang des Jahres produziert man im steirischen Neudau: In zwei Ausbaustufen in den Jahren 2019/20 entstanden Hallen mit insgesamt 25 Maschinen für die hauseigene Herstellung. Die Gesamtinvestition belief sich auf rund 1 Million Euro, Unterstützung kam von der SFG und dem aws. Ein weiterer Ausbau ist geplant. VPZ ist nunmehr der größte Netzschlauchproduzent in Mitteleuropa. Die 60 Prozent Exportquote verteilen sich weltweit von Neuseeland bis nach Kanada und Mexico. Verkaufte das Unternehmen bis dato 80 Millionen Lebensmittelnetze im Jahr, so werden es künftig fast doppelt so viele sein.
„Für den Standort sprach neben der Wertschöpfung in Österreich vor allem das textile Know-how in der Region“, erklärt Packnatur-Geschäftsführer Manfred Kern. Die einschlägige Expertise verkörpert einerseits er selbst – Kern leitete jahrelang den mittlerweile geschlossenen Garnerzeuger Borckenstein in Neudau, bevor er zu Linz Textil wechselte –, andererseits seine ehemaligen Mitarbeiter, die nun für VPZ tätig sind. Das Projekt schaffte nicht nur industrielle Arbeitsplätze in Region: „Bei der Errichtung haben wir hervorragend mit Firmen vor Ort zusammengearbeitet“, so Kern. Vonseiten der SFG begleiteten Standortcoaches die Umsetzung.
Vision bringt Marktchancen
VPZ blickt optimistisch in die Zukunft, denn aus dem Nischenmarkt könnte künftig rasch ein exponentiell wachsender werden. „Wir haben ein einzigartiges Produkt entwickelt, das in seiner Nachhaltigkeit konkurrenzlos ist,“ so Kainer und Kern. So brauchte etwa Baumwolle 10.000 Liter Wasser auf ein Kilo, die hauseigene Faser lediglich 2.000 Liter. Das Erfolgsrezept: „10 bis 15 Jahre Entwicklungszeit bedingen eine echte Vision und Überzeugung für das, was man tut. Und diese Leidenschaft leben wir tatsächlich im Betrieb. Wir sind nicht nur ein Unternehmen, sondern eigentlich eine große Familie.“
Sigrid Gaisch-Faustmann