Denn zeitgleich mit der Einigung des Rats und des Europäischen Parlaments auf den Pakt zur „Netto-Null-Industrie“ erfolgte im Heizwerk Wollsdorf der feierliche Kick-off des Reallabors WEIZplus – mit Stakeholdern, Betrieben und politisch Verantwortlichen. Die oststeirische Region beschreitet gemeinsam mit ihren Betrieben den Weg zu 100 % erneuerbarer Energieversorgung. Damit wächst hier das erste steirische Net-Zero-Industry-Valley – und das im doppelten Sinn: Denn am Standort entwickeln und produzieren zahlreiche Green-Tech-Unternehmen grüne Technologien für den globalen Markt.
Der Anfang Februar gemeinsam mit zahlreichen Gästen und Stakeholdern im Heizwerk Wollsdorf (Weiz) feierlich erfolgte offizielle Start des Reallabor WEIZplus war gleich in zweierlei Hinsicht ein Akt, der zukunftsweisender nicht sein konnte. Dieses Commitment der Betriebe markiert die konsequente Substitution von fossilem Gas in Industriebetrieben in der Region anhand von fünf großtechnischen Modelllösungen. „Im Leitprojekt ,Fossil free 4 Industry’ demonstrieren AEE INTEC, der Green Tech Valley Cluster und die vielen Partner die 100 % klimafitte Industrie auch als ein innovatives Net-Zero-Industry-Valley“, erklärt AEE INTEC CEO Christoph Brunner. Es handle sich hier also bereits um die Umsetzung eines essenziellen Ziels des künftigen EU Net-Zero Industry Acts, so Bernhard Puttinger, Geschäftsführer des Green Tech Valley. Auf diesen haben sich gestern Rat und Europäisches Parlament verständigt. „Hier wächst im doppelten Sinn ein Net-Zero-Industry-Valley. Hier satteln Unternehmen gemeinsam auf 100 % erneuerbare Energie um. Und das Gros dieser Unternehmen und Leitbetriebe innoviert und produziert hier grüne Technologien für den globalen Markt“, betont Puttinger.
Reallabor WEIZplus
Die oststeirische Region WEIZplus mit ihren 41 Gemeinden, 120.000 EinwohnerInnen und ca. 5.000 Betrieben plant zukünftig fossilen Energieträgern Lebewohl zu sagen und damit ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Das Ziel der Region ist, die vorhandenen eigenen Energieressourcen zu aktivieren und den im Projektgebiet ansässigen Stakeholdern, wie Gemeinden, regionalen Betrieben und der Bevölkerung deren Nutzung zu ermöglichen. Die Transformation des Energiesystems soll in Zukunft proaktiv, gemeinschaftlich und mittels regionaler Wertschöpfung erfolgen. Die Region WEIZplus betreibt nun eines von österreichweit insgesamt drei „Reallaboren“ und steht somit nicht nur national, sondern auch international im Rampenlicht. Für die Startphase des Vorhabens wurden 5,2 Mio. Euro an Bundes- und Landesmitteln zugesagt.
Energiegenossenschaft
Weiters wurde mit Dezember 2023 die Energiegenossenschaft „EnergieZukunft WEIZplus eGen“ gegründet. Diese wird zukünftig relevante Forschungs- und Umsetzungsprojekte entwickeln, finanzieren und betreiben und somit dezentral, unabhängig und gemeinschaftlich die Transformation des Energiesystems hin zu 100 % erneuerbare Energie vorantreiben und prägen.
Statements
- Leonore Gewessler, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie:
„Die EnergieZukunft WEIZplus ist ein tolles Beispiel für Innovationen im Bereich Energieeffizienz, integrierter erneuerbarer Energiesysteme sowie Kreislaufwirtschaft, das die Bevölkerung miteinbezieht. Was hier erforscht und gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet wird, soll sich zukünftig auch in anderen Regionen Österreichs umsetzen lassen. Dieser Ansatz des Reallabors EnergieZukunft WEIZplus hat eine internationale Jury überzeugt, wir im Klimaschutzministerium fördern es im Rahmen des Programms ,100 % erneuerbare Energielabore‘. Ich freue mich darauf, dass hier zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern beigetragen wird und wünsche allen Beteiligten viel Erfolg.“ - Ursula Lackner, Landesrätin für Umwelt, Klimaschutz, Energie, Regionalentwicklung:
„Wir können den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, aus Öl und Gas nur meistern, wenn alle an einem Strang ziehen. Und genau das geschieht hier in der Region mit dem Projekt EnergieZukunft WEIZplus. Es zeigt, dass die Energiewende nicht nur notwendig ist, um uns aus der Abhängigkeit von Energielieferungen aus dem Ausland zu befreien, sondern auch, dass die Transformation große Chancen und Vorteile mit sich bringt: Nämlich die Energieerzeugung selbst in die Hand zu nehmen und damit die gesamte Wertschöpfung – von der Planung über die Errichtung, den Betrieb und die Wartung bis hin zur Verteilung der Energie – und damit verbundene Arbeitsplätze in der Region zu halten. Daher unterstützt das Land dieses Vorreiterprojekt.“ - Simone Schmiedtbauer, Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft, Wohnbau, Wasser- und Ressourcenmanagement, Veterinärwesen, Gesellschaft:
„Das Projekt EnergieZukunft WEIZplus zeichnet unseren Weg zu einer Energieunabhängigkeit, einer echten Kreislaufwirtschaft und zu mehr Nachhaltigkeit vor. Es wird ein weiter Bogen gespannt, der von der thermischen Gebäudesanierung über die Regionalentwicklung bis hin zum Gelingen der Energiewende reicht. Damit wir all diese Herausforderungen stemmen, müssen regionale Gegebenheiten bestmöglich genutzt werden. Die hohe Verfügbarkeit von Biomasse aus unseren steirischen Wäldern ist etwa ein Trumpf, den wir richtig ausspielen müssen. Die Initiative EnergieZukunft WEIZplus schafft ein Bewusstsein für den richtigen Mix aus Maßnahmen, mit denen die gesamte Region in Zukunft klimaneutral und ressourcenschonend wirtschaften kann.“ - Johannes Karner, Aufsichtsratsvorsitzender EnergieZukunft WEIZplus und Rafael Bramreiter, Geschäftsführer EnergieZukunft WEIZplus:
„Mit unserem Vorhaben, der EnergieZukunft WEIZplus, möchten wir wesentlich zur Energiewende beitragen. Um dies zu erreichen, darf diese aber nicht an der Gemeindegrenze enden, sondern muss im Großen, in der Region gedacht werden. Somit können gemeinsame Potenziale genutzt, Investitionskosten verringert, als auch der Abfluss der Wertschöpfung verhindert werden. Gleichzeitig nehmen wir mit der EnergieZukunft WEIZplus die Versorgungssicherheit selbst in die Hand. Auch die Preisgestaltung potenzieller Flächen in der Region sowie Ressourcen zur Energiegewinnung überlassen wir nicht externen Investoren. Mit der EnergieZukunft WEIZplus wollen wir einen wichtigen Beitrag für eine gesicherte und leistbare Energieversorgung leisten und die Bevölkerung, die Unternehmen, die Landwirte und die Gemeinden in der Region davon profitieren lassen.“ - Frank Breuker, Agrana Fruit Austria GmbH, Werksleiter Gleisdorf:
„Als Leiter eines produzierenden Betriebes kenne ich die Sichtweise und Problemstellungen vonIndustrie- und Gewerbebetrieben in der Region WEIZplus. Unser gemeinsames Ziel ist der Ausstieg aus Öl und fossilem Gas, um versorgungssicher, ökologisch verträglich und wettbewerbsfähig zu produzieren. Die Herausforderung liegt besonders für Betriebe mit hohem Energiebedarf, wie Agrana, in der Versorgung von Nieder- und Hochtemperaturprozessen sowie der effizienten Verwertung von Abwärme und Reststoffen. Durch das Reallabor haben wir nun Zugang zu Expert:innen und arbeiten sowohl an innerbetrieblichen Lösungen als auch an Kooperationen zur Energieversorgung über die Betriebsgrenzen hinweg, um zu zeigen, wie der Umstieg mit erneuerbarer Energie gelingen kann.“ - Christian Purrer, Vorstandssprecher Energie Steiermark:
„Als größter steirischer Energiedienstleister und Betreiber von Energieinfrastruktur kooperieren wir mit der Region WEIZplus in zahlreichen Projekten sowie auch in der Planung der zukünftigen Energieversorgung. Besonders interessant sind für uns die in Vorbereitung befindlichen Projekte mit Großbatteriespeicher und Wasserstofferzeugung. Der dafür benötigte Strom kommt aus erneuerbaren Quellen aus der Region, insbesondere aus Photovoltaikanlagen, die wir gemeinsam mit der EnergieZukunft WEIZplus entwickeln.“