Presseaussendung

20. Juli 2022

Wasserstoff-Forschungsinfrastruktur in der Steiermark wird weiter ausgebaut

Stärkung der Spitzenforschung zum Wasserstoff durch neue Investitionen an der TU Graz und der MU Leoben.
Harald Kainz, Barbara Eibinger-Miedl, Martin Polaschek, Christopher Drexler und Rektor Wilfried Eichlseder bei der Vorstellung der neuen Wasserstoff-Investitionen an der TU Graz.

Die österreichische Bundesregierung hat als eine der Maßnahmen für ein klimaneutrales Österreich im Regierungsprogramm den Ausbau der Wasserstofftechnologie forciert. Österreich soll Wasserstoff-Nation Nummer eins werden. Dementsprechend wird auch verstärkt in die österreichische Wasserstoff-Forschungsinfrastruktur investiert.

Steiermark ist Forschungsregion Nummer eins

Die Steiermark hat nicht nur europaweit eine der höchsten F&E-Quoten, sondern ist auch im Bereich Wasserstoff eine der forschungsaktivsten Regionen Österreichs. Sie ist im Bereich Wasserstoff unter den Top 5 der forschungsstärksten Regionen in Europa. Es sind 60 Prozent der Wasserstoff-Forschenden Österreichs in der grünen Mark tätig. Die weiß-grüne Spitzenforschung in diesem Bereich wird nun an der TU Graz und an der Montanuniversität Leoben deutlich gestärkt.

17 Millionen Euro zusätzlich für steirische Wasserstoff-Forschung

Mit einer Ergänzung zu den Leistungsvereinbarungen wurden der Technischen Universität Graz (TU Graz) und der Montanuniversität Leoben (MUL) weitere finanzielle Mittel für die Wasserstoffforschung zur Verfügung gestellt. Insgesamt sind das 17 Mio. Euro an frischem Geld. Davon bekommt die TU Graz 10 Millionen Euro und die MUL 7 Millionen Euro als Einmalzahlung für Infrastrukturinvestitionen.

„Als Bundesregierung haben wir uns ein klimaneutrales Österreich zum Ziel gesetzt und dabei ist Wasserstoff als alternativer Energieträger ein wichtiges Werkzeug. Wir investieren daher mit weiteren Mitteln für die Wasserstoffforschung in eine nachhaltige Zukunft. Unsere Top-Forschungsregion Steiermark ist bereits jetzt eine der forschungsaktivsten im Bereich Wasserstoff. Mit einer Ergänzung zu den Leistungsvereinbarungen stärken wir den Standort noch weiter und investieren zusätzliche 17 Millionen in die Wasserstoffforschung an der TU Graz und der Montanuniversität Leoben“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek.

Landeshauptmann Christopher Drexler: „Die Steiermark ist ein Land der Forschung und Entwicklung. Mein Ziel ist es, dass wir in möglichst vielen Bereichen an der Spitze Europas stehen und unsere Spitzenpositionen weiter ausbauen – etwa bei der Wasserstoffforschung. Denn nur durch Technologieoffenheit wird uns der Weg zur CO2-Neutralität gelingen. Die Investitionen des Wissenschaftsministeriums in die Infrastruktur der Technischen Universität Graz und der Montanuniversität Leoben sind ein bedeutender Beitrag, um die Potentiale unserer steirischen Unis in diesem wichtigen Forschungsfeld noch besser nutzen zu können. So kann es uns gelingen, eine Musterregion zu werden, die Klimaschutz mit wirtschaftlicher Dynamik verbindet.“

„Forschung, Entwicklung und Innovation sind die Grundlage, um die Grüne Transformation erfolgreich meistern zu können. Gerade auf Wasserstoff basierende Technologien bieten hier eine Vielzahl an Chancen. Heimische Hochschulen, Forschungszentren und Unternehmen beschäftigen sich in zahlreichen Projekten damit, die Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff laufend zu verbessern und auszuweiten. Der mit Unterstützung des Bundes mögliche Ausbau der Forschungsinfrastruktur wird unsere Position als Vorzeigeregion in diesem Bereich weiter stärken“, so Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

„Der TU Graz-Campus ist Österreichs größtes Zentrum der Wasserstoff-Forschung und deckt die gesamte Wertschöpfungskette der erneuerbaren Wasserstoffwirtschaft von Erzeugung über Speicherung und Verteilung bis zur Anwendung ab. Die nun möglichen weiteren Infrastrukturinvestitionen an der TU Graz werden die Forschungsprojekte und die Marktumsetzung dieser neuen Technologien deutlich beschleunigen“, so der Rektor der TU Graz, Harald Kainz.

„Wir müssen den enormen Herausforderungen, insbesondere im Bereich Klima- und Umweltschutz sowie Ressourcensicherheit und Nachhaltigkeit, mit konkreten Lösungen begegnen, und daher entwickelt die Montanuniversität Leoben bereits seit dem Jahr 2020 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit namhaften Industriepartnern vielversprechende, zukunftsweisende Wasser- und Kohlenstoff-Technologien, durch die es möglich sein wird, Wasser- und Kohlenstoff CO2-neutral aus einer Hand zu gewinnen“, erklärt der Rektor der Montanuniversität Leoben, Wilfried Eichlseder. „Die heute gewährte Finanzierungszusage ermöglicht es uns, dieses Thema prioritär zu behandeln und an raschen Umsetzungsmöglichkeiten zu arbeiten.“

Wasserstoffforschung an der TU Graz

Die TU Graz forscht seit mehr als 50 Jahren erfolgreich in den Bereichen Elektrochemie und Wasserstoff. Sehr wesentlich war die Berufung von Karl Kordesch, einem Pionier in der Energieforschung, der bereits 1970 mit einem selbst konstruierten Wasserstoffauto für Aufsehen sorgte.

Heute ist der TU Graz Campus mit 160 Köpfen in der Wasserstoffforschung und einer einzigartigen Labor- und Forschungsinfrastruktur nicht nur bei weitem Österreichs größtes Zentrum der Wasserstoff-Forschung, sondern auch in der europäischen Spitzengruppe in den Top 5 Wasserstoff-Regionen.

Die TU Graz deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette der erneuerbaren Wasserstoffwirtschaft von Erzeugung über Speicherung und Verteilung bis zur Anwendung ab.

Organisiert ist die Forschung zum Thema Wasserstoff im Center of Hydrogen Research, das die Expertise von mehr als 160 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern bündelt, die an den Instituten und Forschungszentren der TU Graz in zahlreichen Vertiefungsfeldern Wasserstoffforschung betreiben.

Zum Center of Hydrogen Research der TU Graz gehören:

Dazu kommen kooperative F&E-Aktivitäten in zahlreichen österreichischen Leitbetrieben wie Voestalpine, AVL List, Verbund, Energie Steiermark, MAGNA etc., die an ihren steirischen Standorten in der Entwicklung von Produkten und Anwendungen zum Thema Wasserstoff engagiert sind.

Neue Investitionen:

Die geplanten Infrastrukturinvestitionen werden gerade den Bereich der Grundlagenforschung erheblich stärken und die Position in Europa festigen. Durch eine Abstimmung der Forschungsagenden und Nutzung von infrastrukturellen Synergien zwischen TU Graz und Montanuniversität Leoben wird die Forschungsstärke erheblich gehoben.

Die nun möglichen Investitionen an der TU Graz konzentrieren sich auf die Erzeugung (Elektrolyse aus Photovoltaik) und Verwertung von grünem Wasserstoff, sowie die Entwicklung neuer Materialien und Katalysatoren für thermochemische und elektrochemische Prozesse zur Erzeugung von „sauberem Wasserstoff“ (Wasserstofferzeugung, Chemical Looping Prozesse und Elektrolysezellen) und werden die Forschungsprojekte und die Marktumsetzung dieser neuen Technologien deutlich beschleunigen.

Wasserstoffforschung an der MU Leoben

Die Bereitstellung von CO2-neutraler oder CO2-minimierter Energie und deren effiziente nachhaltige Speicherung wird ebenso wie das Recycling und die Nutzung natürlicher Ressourcen und Abfälle als zentraler Beitrag für den notwendigen Wandel hin zu einer nachhaltigen und umweltschonenden Gesellschaft betrachtet. Dieser Zielsetzung hat sich die Montanuniversität Leoben in ihrem Entwicklungsplan 2030+ verschrieben und sieht dabei die Thematik rund um sauberen, in industriell relevanten Mengen leistbaren Wasserstoff als einen der Schwerpunktbereiche, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.

Diese Ausgangsbasis veranlasste die Montanuniversität Leoben aufbauend auf ihren Kompetenzen, den Forschungs- und Innovationsclusters „HY-CARE“ – Hydrogen and Carbon Research Center Austria, einzurichten, in dem die Montanuniversität Leoben jene Aktivitäten koordiniert und bündelt, die sich dem Herstellen, der Speicherung und der industriellen Nutzung von CO2-negativem bzw. CO2-neutralem Wasserstoff und der Verwertung von hochwertigem Kohlenstoff widmen. Zusätzlich umfassen die Wasserstoffaktivitäten auch Forschungsfragen zur Interaktion von Wasserstoff und Werkstoffen.

Damit forciert und fokussiert die Montanuniversität Leoben ihre Aktivitäten für eine Energiewende in Österreich und Europa und leistet gleichzeitig einen Beitrag zu einem Innovationsschub für die Österreichische Industrie. Gleichzeitig wird dadurch die regionale Wertschöpfung gestärkt und die Importabhängigkeit von Energie und Rohstoffen verringert.

Viele der vorstehend angeführten Aktivitäten werden im Verbund mehrerer Departments und Lehrstühle durchgeführt und bauen auf den langjährigen Expertisen der Montanuniversität im Bereich von Hochtemperaturprozessen, der Verfahrenstechnik, der Geologie, der Materialforschung und Funktionalisierung von Werkstoffen auf.

Aktuell werden zu den genannten Bereichen mehr als 20 Dissertationen im Zeitraum 2021-2024 zum einen aus den Eigenmitteln der Montanuniversität finanziert und darüber hinaus weitere aus Projekten im Rahmen von Horizon Europe (Climate-Energy-Mobility) und heimischen Fondausschreibungen. In Summe befassen sich aktuell an der Montanuniversität Leoben etwa rund 100 Personen mit Forschungs- und Entwicklungsfragen rund um die Themen Wasserstoffproduktion, -speicherung und -nutzung.

Die seitens des Wissenschaftsministeriums zur Verfügung gestellten Sondermittel für die Wasserstoffforschung an der MU Leoben werden in das Up-scaling der aktuellen Wasserstoff Forschungsarbeiten investiert um innovative Verfahren schneller in die industrielle Anwendung zu bringen.

Mit dem HY-CARE-Center erschließt die Montanuniversität Leoben aber auch völlig neue Forschungsgebiete, zum einen hinsichtlich der Entwicklung nachhaltiger Ressourcen für CO2-reduzierte Baustoffe und die Landwirtschaft und zum anderen auch hinsichtlich der Produktion von Kohlenstoff für High-Tech-Anwendungen. Als besonders attraktives Beispiel sei dabei z.B. auf die Wasserstoffspeicherung in nanoporösen Kohlenstoffkörpern als Chance für die Anwendung von Wasserstoff im Bereich der Mobilität verwiesen.